Auszeichnung im Heimatministerium

Wertheimer Hochzeitszug ist nun Immaterielles Kulturerbe

 

                                                                                                                                                                     


 

Foto: Florian Graser/StMFH

Die Glasflder vor dem Heimatministerium

Der »Evan­ge­li­sche Hoch­zeits­zug aus der ehe­ma­li­gen Graf­schaft Wert­heim« ist nun of­fi­zi­ell in das Baye­ri­sche Lan­des­ver­zeich­nis des Im­ma­te­ri­el­len Kul­tur­er­bes auf­ge­nom­men wor­den. Staats­mi­nis­ter Al­bert Füra­cker über­reich­te am Don­ners­tag, 18. Ju­li, im Hei­m­at­mi­nis­te­ri­um in Nürn­berg die Aus­zeich­nung, be­rich­tet der Ge­sang- und Trach­ten­ve­r­ein Gla­s­o­fen in ei­ner Pres­se­mit­tei­lung.

Der Staatsminister sagte: »Lebendige Traditionen wie Bräuche und Feste, Musik und Tanz, Wissen um die Natur und traditionelle Handwerkstechniken verbinden Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft - und sie verbinden Menschen.« Das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes sei seit März um weitere 13 kulturelle Ausdrucksformen reicher. Die Bewahrung und Weitergabe dieser kulturellen Schätze wirke identitätsstiftend und stärke den Zusammenhalt in unserer vielfältigen Gesellschaft.

Immaterielles Kulturerbe zeichne sich durch seine Wandlungsfähigkeit aus. Mit Ideenreichtum und Kreativität könnten auch junge Menschen für langjährige Traditionen begeistert werden. »Diese Begeisterung und das damit verbundene Engagement macht unsere Heimat Bayern so lebens- und liebenswert«, sagte Füracker.

Die neuen Einträge im Bayerischen Landesverzeichnis zeigten, wie sich unzählige Menschen im Wissen um die eigenen Wurzeln und mit Weitblick auf die Zukunft

für ihre lebendige Tradition und ihre Heimat einsetzen.

Ihnen gebühre höchster Respekt und außerordentlicher Dank für ihren Einsatz für unsere Heimat Bayern, betonte der Finanz- und Heimatminister Füracker bei der Urkundenübergabe.



Die Plakette.

Foto: Florian Graser/StMFH

Seit 2003 stelle die Unesco immaterielle kulturelle Ausdrucksformen in den Fokus der Öffentlichkeit. Überall auf der Welt sollen überliefertes Wissen und Können, das einen wesentlichen Bestandteil unserer Alltagskulturen ausmacht, als immaterielles Kulturerbe sichtbar gemacht sowie Maßnahmen unterstützt werden, die zur Erhaltung und Weiterentwicklung geeignet sind. Bis heute seien 180 Staaten dem Unesco-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes beigetreten. Deutschland sei seit 2013 Vertragsstaat. Neben dem Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes gebe es in Bayern ein eigenes Landesverzeichnis, das nun 82 Eintragungen enthält.

Der Hochzeitszug wurde neben acht weiteren Kulturformen intensiv von einem unabhängigen Expertengremium geprüft und nun ausgezeichnet. Die Laudatio hielt der Vorsitzende des Gremiums Professor Daniel Drascek, der sagte: »Die öffentliche Inszenierung eines evangelischen Hochzeitszuges aus der ehemaligen Grafschaft Wertheim durch den Gesang- und Trachtenverein Glasofen soll das Wissen über lokale historische Hochzeitsbräuche und Trachten aus der Zeit um 1890/1900 sowie die mit ihnen verbundenen handwerklichen Fähigkeiten vermitteln.«



Moderatorin Traudi Siferlinger, das Brautpaar Thorsten und Daniela Hock, Staatsminister Albert Füracker.

Foto: Florian Graser/StMFH

Aufführungen fänden bei festlichen Gelegenheiten vor Ort und in der Umgebung statt, aber auch bei Ereignissen wie dem Trachten- und Schützenzug des Münchner Oktoberfests. Die kontinuierliche Brauch- und Trachtenpflege habe 1951 mit der Gründung einer Trachtengruppe durch einen örtlichen Lehrer begonnen. Neben den Umzügen stünden die Bewahrung und Nachbildung der historischen Kleidungsstücke, Kenntnisse um deren angemessene Verwendung und das teilweise sehr komplizierte Ankleiden im Fokus der Erhaltungsbemühungen.

Eine Abordnung des Gesang- und Trachtenvereins Glasofen unter der Führung des Vorsitzenden Michael Müller, der Initiatoren Heinz und Elisabeth Matschiner, sowie weiterer Mitglieder des Arbeitskreises konnte die Urkunde und die Plakette aus der Hand des Staatsministers in Empfang nehmen. Mit vor Ort war auch Kreisheimatpfleger Paul Diener. Moderiert wurde die Veranstaltung durch die aus vielen Sendungen des Bayerischen Rundfunks bekannte Musikerin Traudi Siferlinger.

Die Pflege der überlieferten Bräuche und besonders der Trachten aus der Grafschaft sind in Glasofen ein wichtiger Bestandteil im Dorfleben. Diese Traditionen werden durch den Gesang- und Trachtenvereins Glasofen und dort vor allem durch die Grafschaftstrachtengruppe »Die Glasf'lder«, unter der derzeitigen Leitung von Adrian Götzelmann, seit vielen Jahren gepflegt.

Aufnahme des Hochzeitszuges in das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Weltkulturerbes; links Staatsminister Albert Füracker.

Foto: Florian Graser/StMFH

Die einzigartige Tracht der Grafschaft, wie sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hier getragen wurde, schafft Identität und Gemeinschaft. Die Glasofener, ob jung, ob alt, sind stolz auf ihr überliefertes Brauchtum. Ihre evangelische Grafschaftstracht ist ein Alleinstellungsmerkmal.

Ein herausragendes Element ist dabei die Darstellung des Hochzeitszuges aus der ehemaligen Grafschaft speziell des Kirchspiels Michelrieth. Zu der Grafschaft im heutigen Sprachgebrauch zählen neben Michelrieth die ehemals evangelischen Dörfer Glasofen, Altfeld, Oberwittbach, Kredenbach und Steinmark.

Christian Weyer

(Auszug aus der Main-Echo vom 23.7.24)